Geschichten

Bobby-Luisa träumt

Der Einhorn-Korb von Fobby war flauschig weich und natürlich weiß und rosa. Auch wenn er ein Junge war – bei Einhörnern war das egal mit der Farbe. Sein Kopf lag auf dem Kissen, seitlich und atmete ruhig vor sich hin. Die Augen geschlossen, die Hufen von sich gestreckt und der Körper entspannt. Hinter den Augenlidern war Action, er träumte gerade.

Er rannte über eine Wiese und rannte … und rannte … im Galopp, überhaupt nicht angestrengt, er flog, die Mähne wehte Im Wind. Er wusste eigentlich gar nicht wohin, aber er rannte. Die Wiese war grün und gemäht und es gab keine Elektrozäune oder Holzzäune, es war eine weite Ebene. Er lächelte, innerlich lächelte er, es war Freiheit, die Schnauze im Wind und frei sein. Ein Gefühl wie lange er so schon galoppierte, war ihm nicht bewusst. Es tat so gut.

Ein bisschen erschrak er sich – schaute aufgeschreckt nach rechts neben ihm, also direkt neben ihm, flog ein Adler. Zwei Meter über dem Boden segelte er und schaute zu ihm rüber. Auf seinem Schnabel war auch ein Lächeln zu sehen: „Hallo!“ „Hallo!“ „Wie geht es Dir?“ „Guuuuuuuuuuuut!“ rief Fobby zurück. Ein Weile galoppierte er und der Adler segelte und beide schauten nach vorne und lächelten.

Der Adler hob ab, drehte eine große Runde und landete auf der Wiese in etwas Entfernung vor Fobby. In den Tölt wechselnd, näherte er sich dem Adler, dann ging er die letzten Schritte. Er war nicht außer Atem. Adler sind stolze Vögel, ein paar Schritte ging er, dann schaute er Fobby an: „Wie heißt Du?“ „Bobby-Luisa und Du?“ „Parzival“ „Lebst Du in den Bergen dort?“ „Ja und ich genieße es hier über die Ebene zu segeln und zu schauen, einfach nur zu schauen. Ich kenne hier jeden und Du bist neu hier, oder?“ „Ich bin das erste Mal hier und es ist so schön hier. Es ist einfach eine unendliche Weite und Freiheit. Es ist nicht so dunkel wie in ein Menschenhaus, so eng, so bedrohlich auch manchmal. Ich mag das gar nicht, aber ich muss eben bei den Menschen leben. Wie lang lebst du schon hier?“ Der Adler grübelte eine Weile … „Keine Ahnung. Schon lang, sehr lang – eigentlich schon immer. Oben in den Bergen habe ich eine Höhle mit einem guten Lande- und Startplatz davor. Auch die Aussicht ist gut und vor allem gib es keinen Weg dorthin, zu steil, man kann nur hinfliegen. Das gibt Sicherheit für das eigene Zuhause, in der Tierwelt ist das manchmal besser. Hast Du Feinde?“ „Ich? Ähhhhh, die Katze bei uns ist manchmal unfair und angriffslustig. Sie hat dann ihre zehn Minuten und während ich im Körbchen liege und döse schleicht sie sich von hinten an und haut mit der Pfote auf den Hintern. Eigentlich sind wir Freunde, deswegen lässt sie die Krallen auch drin – also auch nicht wirkliche Feinde. … In letzter Zeit habe ich von einem anderen Einhorn mitbekommen, dass der Menschenjunge im Haus sehr unfair und fies zu ihm ist. Ist der andere Junge da, werfen sie Sachen nach ihm und jagen ihn durchs Haus und wollen ihn quälen. Mir tut das weh, er war mal für ihn da und jetzt so was.“

„Menschen … Menschen sind keine angenehmen Lebewesen. Sie sind viel zu sehr auf sich bezogen und achten uns Tiere nicht immer. Es wird schlimmer. Da ist dein Freund nicht alleine. Tiere werden in Familien angeschafft als Seelentröster, sie müssen das leisten, ob sie wollen oder nicht. Und wenn es den Kindern oder Erwachsenen wieder besser geht, dann werden sie links liegen gelassen. Fehlt nur noch, dass ein Hund dann selbstständig Gassi gehen muss.“