Geschichten

Bobby-Luisa kann nicht schlafen

Die Nacht konnte Fobby nicht schlafen, zu viel geisterte in seinem Kopf rum. Er musste an Franz denken. An den Jungen, der so gemein sein konnte. Franz war ihm mehrere Jahre eine Stütze gewesen. Als die Eltern nur mit sich selber beschäftigt waren, vergaßen vor lauter Streiten ihr Kind, schlugen sich. Fügten sich Verletzungen zu, ihn schlugen sie nicht, aber die innerlichen Verletzungen waren da. Abende lang weinte der Junge in das Fell von Franz, drückte ihn und war froh, dass er da war. Es trieb ihn um, wie ein Mensch sich so verändern kann. Jetzt so gemein sein konnte zu einem Wesen, was er vorher so sehr gebraucht hat. Dabei hat sich an der Situation nicht wirklich viel verändert. Ja, der Streit und die Schläge waren nicht mehr da, weil der Vater ausgezogen war. Alleine war er jetzt aber auch und eigentlich brauchte er doch wieder jemanden. Tja, das waren dann wohl die „Jungs-Hormone“, die dann irgendwann kommen und alles an Früherem uncool finden. Bei ihm war es ja nicht anders. Sie hatten ihn geliebt und stundenlang mit ihm durch die Wohnung getobt, ihm abends den ganzen Tag erzählt, auch schon als sich noch gar nicht wirklich sprechen konnten – es war mehr ein Plappern. Verstanden hatte er es trotzdem. Zugehört hat er und sie angeschaut, während sie ihn knuddelten. Danach konnten sie tief und fest schlafen und gut träumen. Er selber auch.

Es war schon nach eins. Er lag immer noch wach im Bett. Der Kopf gab keine Ruhe. Müde war er, aber einschlafen konnte er nicht. Nach einer Weile erinnerte er sich an Josef und die Worte, die er vor ein paar Tagen gesagt hatte. Seine Stimme war so ruhig, tief und besonnen. Er dachte erst zu Ende und sprach dann. Keine Hektik, kein ins Wort fallen. Er hörte einem zu Ende zu, überlegte, sprach erst dann. Dankbar war er, über mehrere Dinge. Dinge, die einem so zunächst nicht direkt auffallen, viel zu selbstverständlich sind. Seinem Einsam sein konnte er auch Positives abgewinnen. Fobby grübelte, was alles so in seinem Leben eigentlich ganz okay ist. Was positiv ist? Er starrte an die Wand. Leere. Es fiel ihm nichts ein.

Nach und nach tröpfelten dann aber ein paar Dinge in seinen Blick. Er hatte es warm, es war trocken, er hatte zu trinken, er hatte zu fressen. Sein Einhornkörbchen stand auf einem schönen Parkett mit Fußbodenheizung. Das große Wohnzimmerfenster nach Osten bot häufig einen sehr schönen Sonnenaufgang. Abgesehen vom Stubenarrest gerade, konnte er jetzt auch tun und lassen was er wollte. Er hatte Josef gefunden und heute Franz. … Aber alleine war er trotzdem. Keine Nähe und keine Zärtlichkeiten durch Menschen mehr. Naja, vielleicht kommt das ja wieder …

Er schloss die Augen und war bald eingeschlafen. Müde war er gewesen und genoss den Schlaf. Mit einem Lächeln war er eingeschlafen und es dauerte nicht lange bis er anfing zu träumen.