Geschichten

Bobby-Luisa und das Retten

Die nächste Zeit auf ihrer Reise hatten sie weiterhin ein Gefühl des Verlorenseins, es war subtiler gerworden, aber immer noch da. Sie waren nun schon eine Weile unterwegs, sie wussten nicht so richtig wo sie eigentlich waren, welche größere Stadt in der Nähe war. Losgelaufen waren sie ohne Ziel und auch ein Stück weit, um sich selbst zu finden. Es war eine Suche, wo ein oder ihr Zuhause wäre. Es stand die Frage im Raum die Entscheidung zu einem Abschied zu treffen, das Loslassen. Ein Loslassen, was manchmal im Außen zu erst besser geht und dann zieht das Innen nach. Ein Losgehen mit Bewegung, mit einer Frage und starten eines Weges ist manchmal notwendig und unter Umständen kommt dann auch eine Antwort und manchmal zu erst diese Orientierungslosigkeit.

An manchen Tagen sagten beide fast kein Wort, nur kurze Laute und Nicken, kurze Fragen, kurze Antworten. Teilweise gingen sie mit mehreren Zehnmetern Abstand und jeder brauchte Zeit für sich, an anderen Tagen führten sie lange Gesprächen oder ratschten, erzählten sich Geschichten oder mussten vor lauter Lachen stehen bleiben, weil sie sonst keine Luft mehr bekamen. In diesen langen Gesprächen, wies Franz den Fobbster darauf hin, dass dieser gerne und auffällig andere Menschen und Tiere immer irgendwie retten wollte. Er stelle sich selbst hinten an und selbstverständlich bot er an zu helfen. Manchmal so direkt und mit Nachdruck, dass es einem Versuch der Rettung gleich kam. Es verging eine Weile, bis Bobby-Luisa antwortete – es war ihm nicht bewusst gewesen, dass er das tat.

„Meinst Du, dass ist übergriffig, wenn ich das tue?“, „JAAA!“ antwortete Franz, „Jeder ungefragte Ratschlag ist ein Übergriff. Magst Du nicht einfach fragen, ob ein Ratschlag okay ist und wenn ein Nein kommt, dann hörst du einfach zu. Manchmal möchten Menschen oder andere Tiere uns einfach ihr Herz ausschütten und freuen sich über Anteilnahme und Mitgefühl.“ „Aber, aber ich habe doch dann eine Idee, ich habe die Lösung für sein oder ihr Problem, warum soll ich es zurückhalten, derjenigen kann sich doch viel Mühe und Zeit sparen, wenn er oder sie auf mich hört und meinen Ratschlag annimmt, ich weiß es doch?“ Franz rollte die Augen und ließ eine künstliche Pause entstehen. „… was ist denn, wenn ihr auch Sparingspartner sein könntet? Derjenige hat ein Problem, du hat eine Lösung aus deiner Sichtweise, weißt aber nicht, ob es auch für dein gegenüber passt – das weißt du nicht. Diese Idee mitnehmend könntest du Fragen stellen. Keine billigen Suggestivfragen, sondern Fragen mit denen ihr einen Weg geht, der sonst sofort mit einem Ratschlag blockiert wäre.“ „Okayyy …“ „Weißt Du,“ fuhr Franz fort, „es ist mir viel lieber, wenn ich selber auf eine Idee oder Lösung komme, es ist dann mehr meins und passt mehr zu mir und es ist ein Prozess, der zudem eine mögliche Freundschaft stärkt und nicht weniger bevormundet.“

Es arbeite noch eine Weile die nächsten Kilometer in Bobby-Luisa und am Abend am Feuer kam nochmal ein „Okayyy …“. Franz lächelte. Sie schwiegen.

„Du kannst Menschen nicht retten. Du kannst sie nur lieben.“

[Anais Nin]

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