Geschichten

Bobby-Luisa und die Reise

Bobby-Luisa wachte auf in der echt netten Scheune, die Katze, die sich zu ihnen gesellt hatte, war der Meinung man könne mit seinem Horn spielen. Er musste lachen, sie schaute verdutzt – dann lachte sie auch. Sie merke, was sie vorgehabt hatte. Franz war schon wach gewesen und über den Hof gestromert und bei der Bäuerin ein Frühstück organisiert. Das Pfohlen war bereits auf der Koppel mit seiner Mutter, ein Rottweiler kam herein und begrüßte ihn. Eine Weile war er auch durch die Gegend gezogen, ein Streuner sozusagen, bevor er auf diesem Hof ankam und ein Zuhause fand. „Weißt Du, manchmal muss man ausbrechen aus seinem bisherigen Leben. Ich hatte kein Bock mehr auf meine spießbürgerliche Familie, Gassi-Gehen grundsätzlich nur an der Leine, weil sie mir nicht vertrauten und mit anderen Hunden spielen war verboten. Die Kinder spielten mit mir, wann sie es wollten, nicht wenn ich. Es war so langweilig und berechenbar, jeder verdammte Tag. Bin dann abgehauen in einem Urlaub und hatte meine Ruhe, meine Freiheit und eben kein Zuhause mehr. Freiheit.“

„Als Rotti bist du nicht überall willkommen, aber kannst dich aber recht gut durchsetzen da draußen. Hier auf dem Hof haben sie mich komplett ohne Wertung und Vorurteil aufgenommen, ich durfte bleiben. Sie nahmen mich, weil ich war, wer ich bin, nicht woher ich kam. Ich passe hier gerne auf den Hof auf, Menschen haben Respekt vor mir, dabei bin ich gar nicht so wütend oder böse, wie sie denken. Die Gänse beschütze ich vor den Füchsen … kleiner Insider: Nachts verjage ich die Füchse nicht; wenn sie kommen gehen wir raus vor die Koppel und prügeln, fetzen und kloppen uns aus Spaß – das(!) ist Freiheit. Ich finde gut was ihr macht, wenn Du immer nur von Freiheit träumst und Sehnsucht nach ihr hast, wie willst je erfahren, ob Du die ‚richtige‘ Vorstellung davon hast. Freiheit kann unendlich befreien, loslassen, loslösen, aber auch viel Angst und Zweifel auslösen, sehr viel Schmerz hochkommen lassen. Bei mir hat es funktioniert, ich lebe hier gerade mein zweites Leben und Ihr findet eures, da bin ich mir sicher. Losgehen ist wichtig … ankommen tut man immer – wenn es der richtige Zeitpunkt ist und das Gefühl stimmt.“

Sie blieben den Tag noch auf dem Hof und die nächste Nacht. Es war ein bisschen wie ‚Animal Farm‘, nur ohne Aufstand und Sitzung des Rates … fast alle Tiere kamen abends zu den Pferden auf die Koppel und man hing gemeinsam ab. Der Bauer lies die Gänse auch eine Weile dazu, einer Feuer brannte, die Füchse kamen später auch, sie hingen zusammen mit ab, zusammen mit dem Rottweiler. Jeder hatte seine eigene Geschichte, jeder hatte seine eigene Vorstellung oder Erfahrung mit Freiheit – mal war sie im Außen, mal im Innen, mal in beidem, mal in keinem der beiden. Es war ein wunderschöner Abend, sie werden sich noch lange daran erinnern. Am nächsten Morgen verabschiedeten sich von der Bäuerin, dem Rotti, den Pferden und schnalten wieder ihre Beutel auf den Rücken und wanderten wieder los, gut mit Proviant versorgt weiter auf ihrem Weg.

„Das Schicksal gehört zum Menschen wie der Boden, an den ihn die Schwerkraft fesselt, ohne die aber das Gehen unmöglich wäre. Zu unserem Schicksal haben wir zu stehen wie zu dem Boden, auf dem wir stehen – ein Boden, der das Sprungbrett für unsere Freiheit ist.“ [Viktor Emil Frankl]

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