Geschichten

Bobby-Luisa und der nächste Tag

Am Abend waren sie mit Franz nochmal am Bach gewesen und die Wunden ausgewaschen. Dann legte Franz sich in Fobbys Körbchen und versuchte zu schlafen, Fobby selber lag daneben so halb im Körbchen, kuschelte sich an ihn und versuchte bei ihm zu sein. Franz weinte viel, er kam nur wenig zum schlafen, er weinte sehr viel in der Nacht, Fobby schlief auch nur teilweise. Es tat einfach zu weh, was die Jungs Franz angetan hatten. Gegen Morgen fanden beide etwas Ruhe und schliefen weit in den Vormittag rein. Die Sonne stand schon über der Ebene und die Strahlen kamen durch die Bretter-Ritzen. Franz wachte auf, schaute, sah die Sonne, sah den schlafenden Fobby neben sich, roch draußen vor dem Schober ein Pferd und ihm kamen wieder ein paar Tränen – vor Glück, er war hier sicher und hatte Freunde gefunden. Vielleicht durfte er ja hier bleiben.

Fobby wachte auf, sah auf, sah Franz neben sich, roch Josef und dachte: Passt! „Guten Morgen, Franz! Willkommen auf der Koppel.“ „Guten Morgen, Fobby.“ Franz versuchte aufzustehen, der Hinterlauf tat noch weh, dem Kopf ging es besser, keine Kopfschmerzen mehr. Fobby begutachtete die Wunden, es sah aber gut aus. Die nächsten Tage werden sie schauen müssen, dass sich nichts entzündet. Josef streckte seinen Kopf durch die Tür: „Guten Morgen, Jungs! Wie geht es Dir, Franz?“ Sie gingen gemeinsam zum Bach, um zu trinken und Franz schilderte Josef seine Horror-Nacht und dass er nur wenig geschlafen hätte, es jetzt aber ging. Die innerlichen Schmerzen taten fast mehr weh, als die körperlichen. „Bub, Zeit heilt nur die äußeren Wunden, dein Kopf schaut gut aus und hinten fängt es auch schon an zu verheilen, das lassen wir mal so. Aber die inneren Wunden werden zunächst bleiben, da hilft kein schlauer Ratschlag oder Zeit, da hilft nur trauern, weinen und verarbeiten. … und ab und zu ein Blick in die Ebene mit Sonne auf dem Gesicht stehen und ein äußeres und dann auch inneres Lächeln!“
„Danke, Josef! Vor allem für eure Hilfe.“

Später am Vormittag kamen Justus und Laura an der Koppel an. Sie sahen erschöpft aus, der Weg ist halt doch weit und wurden freudig begrüßt. Sie hatten Franz Körbchen und seinen Beutel mit den Sachen dabei. „Das war nochmal schwierig.“ erzählt Justus. „Wir wollten nach Dunkelheit in das Haus rein, sahen aber schon draußen vorn am Haus das Körbchen an der Treppe stehen. „Zu verschenken“ stand auf einem Zettel dran geheftet, man wollte es wohl an die Straße stellen am Morgen. Den Beutel mussten wir dann suchen. Gefunden haben wir ihn in der Mülltonne. Menschen sind komplett herzlos. Die war zum Glück schon voll gewesen, er lag oben drauf und wir mussten nur den Deckel bisserl anheben und konnten ihn dann raus zerren. Ganz schön anstrengend. Adonis ist ein echt kluges Kerlchen, der hat prima die gesamte Lage drumherum beobachtet, regelmäßig informiert und dass wir eben nicht erwischt werden. Beides haben wir zunächst zu meiner Hütte getragen. Laura hatte dann aber noch eine Idee und ist durch die Katzenklappe in das Haus rein, allen Mut zusammengenommen und in das Zimmer von dem Jungen und hat alle Kabel zu diesen Plastikdingern, die Jungs immer in der Hand haben von diesem Spieledings, alle angeknabbert, bis es von innen glitzerte und dann weiter. Puh, dass war ganz schön spannend und aufreibend, aber dann kam sie mit einem fetten Grinsen auf der Schnauze aus der Klappe wieder raus und sind zur Hütte. Nach bisschen Schlaf, haben wir dann die Dunkelheit am Morgen noch genutzt und sind zu dritt bereits los mit den Sachen. So kamen wir unerkannt zum Wald. Adonis und ich je an einer Seite das Körbchen, der Beutel oben drauf, regelmäßig Pausen gemacht. Laura hat immer die Lage gecheckt. Entschuldige bitte, Franz, wenn da jetzt Bissspuren seitlich sind.“ Franz lachte: „Das ist mir egal! Ich habe es wieder, auch meinen Beutel! Einen Großen Dank an Euch beide und Adonis! Wo ist der eigentlich?“ „Der ist ein Stück vorher schon wieder zurück. Wir konnten das dann auch alleine schaffen. Er wollte nicht, dass sein Herrchen was merkt und wir waren auch froh drum, so wissen jetzt nicht zu viele, wo die Koppel ist.“ Justus trank auch erst mal. Laura erzählte: „Als wir schon weit am Hang hier hoch waren und die Sonne hochkam, hörten wir einen gellenden Schrei eines Jungen, der durch das ganze Tal hallte. Da muss wohl jemand gemerkt haben, dass sein blödes Spieldings jetzt irgendwie nicht mehr so tut. Upsssiii…“

Sie trugen das Körbchen und den Beutel in den Heuschober, stellten es neben das von Fobby, legten sie Sachen rein und beide lächelten. „Willkommen auf unser Koppel.“ sagte der rein schauende Josef.