Gedanken

On anxiety

Angst. Jeder hat sie und jeder darf sie haben. 

Die Zeiten ändern sich und die Gesellschaft ändert sich. Es wird über Fremdenhass diskutiert und diktiert was zu fühlen und was meinen ist. Kaum kommt etwas anderes, wie eine gesundheitlich Bedrohung in Form eines Viruses, daher, zeigt sich die Fratze der Gesellschaft wieder genauso. Die einen sind superschlau, die anderen haben Angst. Es wird gelästert und gefrotzelt, es wird eine Frau mit Absicht angehustet und über sie hergezogen, weil sie hier in Deutschland eine Gesichtsmaske trägt. Sie hatte gerade ein Organ transplantiert bekommen und das Immunsystem ist komplett unten – eine normale Grippe wäre tödlich für sie. Aber Hauptsache wir sind schlau und wissen alles besser.

Es wird gelästert, gehasst und über andere hergezogen – egal ob sie eine andere Hautfarbe haben oder ob sie sich gerade nur einfach nicht so „schlau“ wie man selber benehmen. Wir sind allwissend und wissen eh alles schon vorher und alle anderen sind dumm. Erst recht wird gern drüber hergezogen, wenn jemand einfach nur Angst hat. Die Politik wendet rhetorisch sehr ungeschickt immer wieder Sprechweisen an, die erst Recht eine Panik erzeugen und ein Teil der Bevölkerung bekommt dann einfach Angst. Der andere Teil – selber eigentlich auch Angst haben, aber es nicht zeigen – lästert bis zum Abwinken. Die Fratze der Gesellschaft ist offen und von weitem schon deutlich erkennbar und jeder darf mitmachen.

Was ist aber nun Angst? Angst ist ein Oberbegriff für Gefühlsregungen, von denen es viele geben kann. Gemeinsam haben sie alle, dass sie auf einer Verunsicherung des Gefühlslebens beruhen. Meistens treten sie auf bei anstehender Veränderung, bei zu viel Nähe oder bei konkreter werdender Selbstwerdung. Sie steigert sich von zunächst nur einer Unsicherheit, zu einem Zwang, dann Furcht, es geht über in eine Phobie, im weiteren entstehen immer häufiger Panikattacken und schließlich geht es über in eine Psychose.

Dabei ist Angst „lediglich“ eines der menschlichen Grundgefühle, wie Freude, Traurigkeit, Furcht, Ekel, Liebe, Hass oder Überraschung. Grundgefühle sind wesentlicher Bestandteil jeder menschlichen Existenz und gehören zu einem Menschen dazu, wie sein Herz, sein Magen, sein Gehirn, seine Nase und sein Mund. Niemand ist stärker oder besser, lediglich kann eine sogenannte Prädisposition bestehen. Mit unterschiedlicher Ausprägung des Persönlichkeitstypus in schidzoid, depressiv, zwanghaft oder hysterisch, tritt sie unterschiedlich stark oder schnell auf. Ein Mensch bleibt diese Person trotzdem.

In meiner Kindheit wurde ebenfalls auf schwächeren und ängstlicheren rumgehackt oder es flogen auch die Fäuste … aber es galt trotzdem noch als armseelig und schwach, auf einen Schwächeren loszugehen … Das scheint heutzutage nicht mehr zu gelten. Alles ist erlaubt und solange es Werte nicht günstig bei Aldi gibt – schei*** drauf.

„Der Mensch ist von Natur aus gut, es ist die Gesellschaft, die ihn bricht.“ [Jean Jacques Rousseau]

„Ich bin müde, Boss … Am meisten müde bin ich, Menschen zu sehen, die hässlich zueinander sind. Der Schmerz auf der Welt und das viele Leid, das macht mich sehr müde. Es gibt zu viel davon. Es ist als wären in meinem Kopf lauter Glasscherben.“ [John Coffey – Film „The Green Mile“]