Geschichten

Bobby-Luisa lebt sich ein

Die erste Nacht – wieder! Sie hatten noch eine Weile in die Ebene geschaut, Josef hatte ihm am Tag noch weitere Dinge und Geheimnisse der Koppel gezeigt, beim alten Hof waren sie gewesen und dann abends den Sonnenuntergang genossen. Als es dunkel war trabte Josef zu seiner Schlafstelle und Fobby ging zum Heuschober rüber. Das Tor schob er mit seiner Schnauze auf, es knarzte – Stahl auf Stahl seit Jahre nicht mehr geölt. Es knarzte beim Zufallen. Mit einem Satz war er auf den Heuballen und legte sich müde in sein Körbchen. Müde war er in der Tat, es war jetzt viel Veränderung in den letzten beiden Tagen. Er hatte jetzt ein neues zu Hause und es wird wohl noch eine Weile dauern, bis er es verarbeitet hat, dass er der Familie wirklich komplett egal geworden war.

Es kamen ihm Tränen, aus dem Bauch kam die Trauer hoch. Er sehnte sich zurück in das Haus. In das Haus mit einem Lächeln auf den Gesichtern der Kindern. Ein Lächeln auf den Gesichtern der Eltern, wenn sie sich sahen, wenn sie die Kinder sahen. Ein Lächeln auf den Gesichtern der Kinder, wenn sie ihn sahen. Ein Lächeln auf den Gesichtern der Eltern, wenn sie ihn sahen. Kuscheln mit den Kindern auf dem Sofa oder abends zum Einschlafen. Toben durch das ganze Haus mit ihnen – solange bis etwas zu Bruch, ein Kind schrie oder die Mutter schrie. Egal, Hauptsache Toben! … Er vermisst es. Zeiten die nicht wieder kommen werden und Zeiten jetzt zuletzt, die er nicht vermissen wird. Zeiten wo nur Kälte herrschte, Ignorieren oder gar geärgert werden. Da war er jetzt lieber hier und hatte sein eigenes Reich – ihm war kalt. Im alten Hof hatten sie keine Decke gefunden. Er musste morgen nochmal Franz fragen, ob er bei sich im Haus eine entwenden könne. Aber es war hier sein Reich, sein eigenes Reich. Er konnte hier machen, was er wollte. Er wird noch ein paar Dinge hier im Schober ändern. Sich noch ein paar andere Sachen organisieren und hier reinstellen. Es ein bisschen wohnlicher machen. Für´s erste war aber gut so und vor allem richtig.

Er war so froh Josef und Franz zu haben und Justus auch, sie waren schon fast Freunde. Tiere hielten zusammen und das war gut so.

Es roch nach Pferd, also nach richtigem Pferd. Er schnüffelt, hatte die Augen noch zu und roch Pferd – dann war es ihm klar. Die Schnauze von Josef stupste ihn gerade wach. Er machte die Augen auf und sah Josef an und Lächeln, Josef lächelt auch: „Nah, Kleiner! Du Langschläfer, es sich schon weit im Vormittag. Steh auf, wir haben was vor!“ In der Tat, die Sonne stand schon über den Anhöhen am Himmel und es war wärmer gerworen. Sonnenstrahlen schienen durch die Holzpaneelen des Schobers. Müde rappelte er sich auf. Er hatte diesen Schlaf wohl gebraucht. Das Tor knarzte, Josef ging raus und Fobby hinterher. Sie machten das Tor zu und gingen los.

Josef hatte etwas vor; Fobby grübelte, was das sein mochte – traute sich aber nicht zu fragen und ließ sich überraschen.