Kotroni in der Mani
Geschichten

Bobby-Luisa zieht um

Fobby schlief die erste Nacht dort draußen etwas unruhig, lange erschrak er bei jedem Rascheln im Gebüsch. Gleich in der Früh als es gerade erst anfing hell zu werden, galoppierte er zur Weide hoch und suchte Josef. Er stand wieder über die Kuppe hinweg am anderen Ende am Zaun und schaute in die Ebene. Aufgeregt sprach er ihn an: „Josef, Josef!“ … Es dauert wieder bis er seinen Kopf rüber drehte und den kleinen, verunsicherten Fobby anschaute. „Guten Morgen, Bobby-Luisa. … So früh schon hier?“ „Josef, Josef, … Du musst mir helfen!“ „Was ist denn passiert? Bist du obdachlos?“ Im Kopf von Fobby ratterte es, woher weiß er das? „Ja, seit gestern. Ich bin aufgewacht, ein Umzugs-LKW stand vor dem Haus, ein Umzugsmann trat gegen mein Körbchen und die Mutter stellte mein Körbchen einfach draußen an den Gartenzaun. Keine Ahnung ob Sperrmüll-Gedanke oder dass er auch mit sollte … Mir war das egal. Ich bin schnell zu Franz gelaufen, haben unterwegs noch den Hund der Nachbarn Justus getroffen und zusammen haben wir das Körbchen – ohne gesehen zu werden – in ein Gebüsch beim Haus von Franz getragen. Meine weiteren drei Sachen, die ich noch habe, habe ich kurz drauf noch geholt. Die Nacht habe ich jetzt im Freien geschlafen.“

„Ganz schön mutig und konsequent. Sie wollen dich nicht mehr. Es wird ihnen u. U. nicht mal auffallen, dass Du weg bist.“ sagte Josef. „Ja, sie werden es nicht merken.“ Fobby schaute traurig nach unten und es kamen ihm Tränen. Josef schwieg und nach einer Weile streichelte er ihm mit dem Kopf seitlich über seinen Rücken. Fobby lächelt innerlich ganz leicht und schaute kurz hoch. Es tat gut.

„Weißt Du, Fobby. Es gibt da noch den alten Heuschober an der anderen Flanke der Weide. Der Bauer hatte ihn kurz vor seinem Tod noch renoviert und wieder dicht gemacht – schaut eigentlich echt nett aus das Ding. Wollen wir mal zusammen schauen?“ Sie gingen über die Weide rüber, ihre Hufen streiften durch das noch feuchte Gras und die Sonne arbeite sich gerade über die Anhöhe und die ersten Strahlen fielen in die Ebene.

Aus alten Holzplanken gebaut und mit einem Dach aus Schiefer versehen, sah er für einen einfachen Heuschober echt chic aus. Er stand am Rand der Weide, fast am Koppelzaun. Das Tor war geschlossen, Josef drehte sich und mit einem gezielten Kick eines Hinterlaufes ging der Holzriegel nach oben und das Tor ging knarzend langsam auf. Gespannt schauten sie rein. Er war leer, fast leer. In einer Ecke lagen noch drei Heuballen und verstreut viel Heu auf der Erde. Durch die Ritzen zwischen den Holzplanken kamen jetzt auch Sonnenstrahlen und ess ah echt nett aus.

„Jetzt müssen wir nur noch dein Körbchen hier rüber schaffen, … oder?“ Fobby lächelte und sagte „Ja! – Danke.“

Fobby galoppierte zurück zur Stadt zum Haus von Franz. Josef konnte als Pferd nicht einfach so „frei“ mitkommen und durch die Straßen traben, das wäre zu auffällig. Sein Körbchen war noch da und nach einer Weile kam Franz vorbei. „Und?“ „Ich ziehe um! Vor einer Weile hatte ich oben auf der Koppel Josef kennengelernt – ein alter Gaul und fast ein Freund. Auf seiner Koppel steht ein nicht mehr genutzter Heuschober. Der Bauer ist gestorben und seine Erben haben sowohl den Schober, wie die Koppel, wie auch Josef bei aller Streiterei vergessen. Dort kann ich hin umziehen. Es sind noch drei Heuballen dort und da kann mein Körbchen und die Sachen drauf stellen und es ist ideal.“ Franz runzelte die Stirn „Aber das ist doch kalt im Winter und du bist da oben ganz alleine?“ Fobby überlegte, entgegnete aber: „Weißt du, alleine war ich bei uns im Haus doch eh schon lange und gegen die Kälte finde ich vielleicht noch eine Decke irgendwo. .. Und ich habe ja hier unten Dich und oben ist Josef mit auf der Koppel. Ich bin nicht alleine – nicht mehr.“

Sie holten Justus und immer abwechselnd trugen sie mit ihm zusammen das Körbchen hoch auf die Koppel. Seine drei Sachen taten sie in einen Stoffbeutel und der jeweils andere trug ihn. Es dauert, es war doch eine Strecke … nach gut einer Stunde waren sie oben und Josef kam ihnen am Waldrand schon entgegen, er übernahm dann das Körbchen und sie gingen rüber zu Heuschober, öffneten die Tür und er stellte es auf die Heuballen. Die Sachen legten sie hinein und Fobby legte sich erschöpft dazu. Justus und Franz blieben noch eine ganze Weile, Josef zeigte ihnen alles, die ganze Koppel, auch wo der alte Hof mal stand und natürlich „seinen“ Platz, von wo der Ausblick in die Eben einfach am Besten war.

Als es dunkel wurde verabschiedet sich Franz und Justus und Fobby und Josef schauten noch eine Weile in die Ebene. später legte sich Fobby in seinem neuen zu Hause in sein Körbchen und schlief zufrieden ein.